Flohsamen und Flohsamenschalen

Flohsamen sollen Wunder bewirken. In diversen Foren und von etlichen Herstellern werden die aus Indien oder Pakistan stammenden Samen als Wunderheilmittel angepriesen. Aufgrund der enthaltenen Inhaltsstoffe sollen besonders Menschen mit Verdauungsproblemen oder anderen Darmkrankheiten von den Flohsamenschalen profitieren. Doch beruht das Image der kleinen Samen lediglich auf Beobachtungen und Erfahrungen? Oder gibt es wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit der Flohsamenschalen belegen?

Wir haben uns auf die Suche nach informativen, wissenschaftlichen Studien gemacht und die Ergebnisse hier für euch zusammengestellt.

 

Studien zu Flohsamenschalen

Googelt Ihr das Thema Flohsamen oder Flohsamenschalen, werdet Ihr feststellen, dass beide Begriffe häufig in ein und demselben Kontext verwendet werden. Gleichzeitig werdet Ihr vorwiegend auf Foren oder Herstellerseiten stoßen, die das Produkt Flohsamenschalen bewerben. Viele Autoren schildern die positiven Eigenschaften der kleinen Samen und das der menschliche Organismus in vielerlei Hinsicht von den besonderen Inhaltsstoffen profitieren kann. Auffällig hierbei ist, das die Ausführungen inhaltlich alle in sich schlüssig sind – was uns jedoch gefehlt hat, waren Studien. Wissenschaftliche, informative Studien, die die Wirksamkeit der Flohsamenschalen belegen. Nach langer Recherche konnten wir feststellen, dass durchaus eine Vielzahl an Studien vorhanden ist, die sich mit Flohsamen und ihrer Wirkung auseinandersetzen. Jedoch erscheinen die Studien oft in einem sehr medizinischen Kontext und die vielen Fachbegriffe machen die Texte zu einem nicht verständlichen Wirrwarr. Da wir jedoch sehr neugierig auf die Studienergebnisse waren und davon überzeugt sind, das diese auch für euch einen großen Mehrwert haben, haben wir die Texte von ihren unverständlichen Fachbegriffen befreit und vereinfacht.
Ihr findet deshalb im Folgenden aussagekräftige, wissenschaftliche Studien, die von uns ins Nichtmedizinerische übersetzt worden sind.

 

Flohsamenschalen und ihre positiven Effekte auf die Darmflora

Flohsamen

Flohsamen

Flohsamenschalen enthalten besonders viele Ballaststoffe. Eine ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen ist für eine gut funktionierende Verdauung entscheidend, denn: Für eine funktionierende Verdauung benötigen wir „gute“ Darmbakterien. Diese benötigen wiederum eine Nahrungsgrundlage – die in diesem Falle aus Ballaststoffen besteht. Die logische Schlussfolgerung ist demnach, dass Flohsamenschalen einen positiven Effekt auf unsere Darmflora haben und unsere Darmbakterien in ihrer Funktion unterstützen.

Eine 2008 durchgeführte Studie2 hat diese Annahme genauer untersucht. Im Fokus der Studie stand die Kernfrage, ob die guten Darmbakterien überhaupt was mit den Schalen anfangen können oder ob sie diese gar nicht erst verwerten. Um diese Frage zu beantworten, wurden elf Frauen über einen Zeitraum von einem Monat mit täglich sieben Gramm Flohsamen versorgt. Gleichzeitig wurde bewertet, inwiefern die Zufuhr von Flohsamenschalen die Population der guten Bakterien beeinflusst. Nach Auswertung der Studie fanden die Forscher heraus, dass sich die Population der guten Bakterien unter Einnahme von Flohsamenschalen nur bei den Frauen erhöht hat, die zu Beginn der Studie wenige von den guten Bakterien im Darm hatten. Fünf von elf Frauen waren mit guten Werten in die Studie gegangen – hier hatten die Flohsamenschalen keinen Einfluss auf die Population der Darmbakterien.
Unser Fazit dieser Studie: Unser Verdauungsorgan ist so intelligent, das wir beim Konsum von Flohsamenschalen diesbezüglich nichts falsch machen können. Wenn wir gerade nicht über ausreichend gute Darmbakterien verfügen, hilft uns der Konsum von Flohsamenschalen, die Population zu erhöhen. Sind wir gerade jedoch bestens versorgt und die Population der Darmbakterien ausreichend hoch, bleibt die Zufuhr von Flohsamen ohne Folgen.

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Flohsamenschalen und ihre positiven Effekte bei Durchfall und Verstopfung

Flohsamen bestehen zu einem großen Teil aus unverdaulichen Ballaststoffen sowie aus unverdaulichen Schleimstoffen. Diese wiederum weisen einen hohen Gehalt an Polysacchariden auf. Polysacchariden sind Kohlenhydrate, die eine große Menge Wasser aufnehmen und binden können. Treffen Flohsamenschalen also auf Flüssigkeit, wird diese von den Samen aufgenommen. Das Volumen der Flohsamenschalen kann sich deshalb um zehn bis 15 Prozent vergrößern.

Um sich genauer mit den Polysacchariden auseinanderzusetzen, stellen wir euch eine 2016 entstandene Arbeit3 vor, die sich detailliert mit der Quellfähigkeit dieser Kohlenhydrate auseinandersetzt. In dieser Arbeit fanden die Forscher heraus, dass den Flohsamenschalen-Polysacchariden ein Quell-Index zugesprochen werden kann, der bei fast 91 Prozent liegt. Laut den Forschern können viele positive Eigenschaften denen in Flohsamen enthaltenen Polysacchariden zugeschrieben werden. Werden diese dazu noch phosphoryliert, kann die Quellfähigkeit verdoppelt werden. Gleichzeitig ist die Viskosität, also die Zähflüssigkeit einer Flüssigkeit, nicht konstant, weswegen die Schalen sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall wirksam sind.

Unser Fazit der Arbeit: Haben wir Durchfall, verweilen die Nahrungsreste nicht lange im Darm – es treten also nur geringe Scherkräfte im Darm aus. Dies sorgt dafür, dass unser Stuhl flüssig wird. Auf diese Viskosität zahlen Flohsamenschalen aufgrund ihrer Quellfähigkeit positiv ein, denn sie binden den Überschuss an Flüssigkeit und sorgen dafür, dass der Stuhl fester wird. Bei Verstopfung funktioniert dieser Mechanismus genau umgekehrt – die Scherkräfte werden beeinflussen und die Viskosität verändert sich dahingehend, dass der Stuhl wieder weicher wird.

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Flohsamen und ihr Einfluss auf unser Körpergewicht

Flohsamenschalen wirken sich nicht nur positiv auf den Darm aus – sie sollen auch beim Abnehmen helfen. Aufgrund ihrer Quelleigenschaften sorgen sie dafür, dass sich nach Einnahme der kleinen Samenschalen schnell ein Sättigungsgefühl einstellt. Dadurch isst man insgesamt weniger und nimmt weniger Kalorien zu sich. Zudem sei erwähnt, dass Flohsamenschalen selbst kaum verdaulich sind und dementsprechend wenig Kalorien haben.

Flohsamenschalen

Um den Einfluss auf Körpergewicht, Sättigungsgefühl und Glukosemetabolismus zu erforschen, wurde eine Studie4 mit 200 übergewichtigen Studienteilnehmern durchgeführt. Die 200 Probanden wurden aufgeteilt in drei Gruppen, die während des Studienzeitraums unterschiedliche Kost erhielten. Die erste Gruppe erhielt neben einer kalorienarmen Diät zweimal täglich drei Gramm Flohsamenschalen sowie ein Gramm Glucomannan. Glucomannan wird aus der asiatischen Konjak-Pflanze gewonnen und soll beim Abnehmen unterstützend wirken. Die zweite Testgruppe erhielt die gleiche Menge an Substanzen dreimal täglich, während hingegen die dritte Gruppe ein Placebo bekam. Neben den Gewichtsveränderungen wurden auch Sättigungsgefühl, Glukosetoleranz und Insulinresistenz dokumentiert. Nach Ablauf der Studie konnten die Forscher feststellen, dass die beiden Gruppen, die Flohsamenschalen konsumiert hatten, größere Gewichtsverluste vorweisen konnten. Des Weiteren wiesen diese beiden Gruppen auch bezüglich der anderen Aspekte wie Sättigungsgefühl oder Glukosetoleranz bessere Werte auf. Abschließend kam man zu dem Ergebnis, das die Ergänzung durch Flohsamenschalen und Glucomannan von den Probanden sehr gut vertragen wurde und die beiden Gruppen, die diese Ergänzung erhalten hatten, über die besseren Werte verfügten.

Wir kommen hier zu dem Schluss: Flohsamenschalen wirken sich in jedem Fall positiv auf den Abnehmprozess aus. Aufgrund ihrer Quellfähigkeit sorgen sie schneller für ein Sättigungsgefühl, was die Aufnahme von weiteren Kalorien deutlich mindert.

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Flohsamen gegen das metabolische Syndrom

Als das metabolische Syndrom bezeichnen wir das Zusammentreffen vier verschiedener Krankheitsbilder: erhöhte Blutzuckerwerte, gestörter Fettstoffwechsel in Kombination mit zu hohem Blutdruck und starkem Übergewicht.

Inwiefern die Einnahme von Flohsamen das metabolische Syndrom einschränken kann, zeigt ein im Jahr 2012 erschienene Artikel5. Der von australischen Wissenschaftlern verfasse Beitrag zeigt, wie positiv sich der hohe Verzehr von Ballaststoffen auf das metabolische Syndrom auswirkt. Die Autoren schildern ihre Beobachtungen, dass während der meisten Studien, in denen die Ernährung der Probanden durch Flohsamenschalen ergänzt worden ist, ein verringerter Appetit festgestellt werden konnte. Risikofaktoren für das metabolische Syndrom, wie beispielsweise hohe Cholesterinwerte oder Übergewicht, konnten somit durch die Einnahme von Flohsamenschalen reduziert werden.

Wir sind der Auffassung: Das metabolische Syndrom setzt sich zusammen aus verschiedenen Krankheitsbildern, die alle durch die Einnahme von Flohsamen positiv beeinflusst werden können. Somit kann dem Risiko, an dem metabolischen Syndrom zu erkranken, entgegengewirkt werden.

Abschließend können wir feststellen, dass eine Vielzahl von Studien vorhanden ist, die die Wirksamkeit der Flohsamen wissenschaftlich belegen. Wenn Ihr von weiteren interessanten Studien gehört habt, schreibt uns gerne eine Nachricht, damit wir diese in unseren Beitrag einpflegen können.

Mehr dazu wie Flohsamen den Cholesterinwert senken und bei Diabetes helfen können.

 

Quellen:

1 Wichtl, M. (1998) Flohsamen. Plantaginis ovatae semen. In: Hartke, K., Hartke, H., Mutschler, E., Rücker, G., Wichtl, M.: Arzneibuch-Kommentar. Wiss. Verlagsges. Stuttgart, Govi-Verlag Eschborn.

2 J Clin Gastroenterol. (2008) Evaluation of prebiotic potential of refined psyllium (Plantago ovata) fiber in healthy women.
Elli M, Cattivelli D, Soldi S, Bonatti M, Morelli L.

3 Int J Biol Macromol. (2016) Phosphorylation of psyllium seed polysaccharide and its characterization. Rao MR , Warrier DU, Gaikwad SR, Shevate PM.

4 Br J Nutr.( 2008) Effect of two doses of a mixture of soluble fibres on body weight and metabolic variables in overweight or obese patients: a randomised trial. Salas-Salvadó J, Farrés X, Luque X, Narejos S, Borrell M, Basora J, Anguera A, Torres F, Bulló M, Balanza R; Fiber in Obesity-Study Group.

5 Obes Rev. (2012) Effects of psyllium on metabolic syndrome risk factors. Pal S1, Radavelli-Bagatini S.